2005-10-25

Bingyugou (冰峪沟)


Über den Nationalfeiertag haben wir einen Zweitagesausflug gemacht. Es ging in ein kleines Tal namens Bingyugou, 250 km von Dalian entfernt. Der Ausflug war in mancherlei Hinsicht erhellend.

Das Tal als solches lohnt nicht wirklich einen Ausflug, es ist ganz nett (s. Photohintergrund), aber mehr auch nicht. Interessanter war eher die Reise selbst.
Eigentlich sollten nur ein paar Fremdsprachenlehrer einen gemütlichen Trip machen, so wurde es uns von einem umtriebigen jungen Chinesen versprochen. Als wir Montagfrüh aber zwei Busse mit etwa 90 Studenten vor uns halten sahen, waren wir Lehrer doch ziemlich überrascht. Es stellte sich heraus, dass die Reise auf einer Webseite des dynamischen Chinesen mit den Worten "Improve your English, travel to Bingyugu with foreign teachers" beworben wurde. Nun kamen also Arbeitsferien auf uns zu. Ich konnte mich aber als Deutschlehrer erfolgreich aus der Affäre ziehen und lernte außerdem einige sehr nette chinesische Studenten kennen!

Einer der zwei Busse gab schon nach einer halben Stunde den Geist auf und musste repariert werden; mit offensichtlich viel Kreativität gelang das den Busfahrern. Die Reise dauerte somit länger als erwartet und unser Terminplan kam ins Schwanken. Wir mussten lange Warteschlangen am Eingang zum Schutzgebiet hinnehmen und erlebten das wenige Sehenswerte erst bei schummrigem Licht. Wir freuten uns dann alle sehr auf ein gutes Abendessen, alleine schon deshalb, weil das Bingyugu seinem Namen Recht machte, es war eisigkalt. Aber leider war das vorbestellte Essen lange fertig, bevor wir im Restaurant ankamen: das Essen war wie das Tal - eiskalt. Über das Nachtlager möchte ich weiter nichts sagen, es war eine Lektion darin, wie privilegiert wir in der Stadt leben.

Am nächsten Tag fuhren wir nach Buyunshan, ein Bad mit heißen Quellen. Das wäre ganz schön gewesen, wenn da nicht der chinesische Geschäftssinn alles etwas vereitelt hätte. Da in der Ferienwoche viele Chinesen verreisen, musste das Bad mit einem wahren Besucheransturm fertig werden. Da man niemanden abweisen wollte, wurde das Bad einfach fünfmal belegt: Schlangen vor den Duschen (20 Minuten!), das Schwimmbecken verwandelte sich in ein Stehbecken und binnen kurzem war es auch sichtlich verdreckt. Höhepunkt der im Grunde genommen sehr guten Installationen war für mich das Sitzklo, welches die Chinesen allerdings nicht zu benutzen wußten - sie hockten sich anstatt über das Loch im Boden (wie bei den chinesischen Toiletten) jetzt einfach auf den Klodeckel. Woher ich das weiß? Nun, die Toilettentür war aus Glas.

Das Beste an der Reise war dann das Mittagessen. Der Holzrauch aus der Küche erfüllte das Restaurant, es gab sehr gute fette Seidenraupen und einen hervorragenden Hühnertopf (das Tier war extra für uns frisch geschlachtet worden). Die Rücktour verzögerte sich dann abermals um zwei Stunden, da ein Bus mal wieder liegenblieb.

Am erstaunlichsten fand ich aber die Reaktion der Chinesen, die all die kleinen Pannen mit Langmut hinnahmen. Erst ganz am Ende der Reise, als wir schon wieder in Dalian waren, brach ein Sturm der Entrüstung los über ein nun wirklich völlig unbedeutendes Moment: Der Bus fuhr nicht zuerst unsere Uni an, sondern einen in der Nachbarschaft gelegenen anderen Campus. Diese Verzögerung der Heimreise um 15 Minuten war den Chinesen dann zuviel - wüste Beschimpfungen, unglaubliche Wutausbrüche verfolgten den dynamischen Jungchinesen auf den letzten Metern der Reise. Diese Reaktion zeigt, dass die Chinesen nicht auf jeden Schmus reinfallen - wie wir Ausländer.

Comments:
Lieber Olaf, das klingt ja alles sehr sehr spannend, vor allem die Toilettenbenutzung musst Du mir dann bei Deiner Rückkunft mal genau demonstrieren ;-)und wir wollen noch mehr Fotos sehen!!! Sa treffe ich mich mit AD zur etwas verspäteten Radübergabe, Du siehst, hier ticken die Uhren nach ihrem gewohnten Rhythmus ... Und wie schmecken eigentlich fette Seidenraupen??
Fragen, wie immer, von Deiner D.
 
Aqui no se entiende nada, pero almenos te puedo ver en foto en vete a saber que lago chino. Estas gracioso como siempre aunque... ¿a donde mirabas?
 
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